Im letzten Artikel erklärten wir den ersten Schritt zur Einführung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements: die Erstellung eines Steuerkreises und dessen Funktion. Eine zentrale Aufgabe dieses Steuerkreises ist die Auswahl eines geeigneten Analyseverfahrens zur Bestandsaufnahme der Gesundheits- und Arbeitssituation im Unternehmen.
In welchen Tätigkeits- oder Merkmalsbereichen (z.B. Arbeitsorganisation) gibt es am meisten Bedarf oder Potenzial zur Verbesserung?
Die Ergebnisse dieser Analysen werden mit der aktuellen BGM-Zielsetzung verglichen und dienen als Fundament für die weitere Arbeit und Auswahl aller Maßnahmen.
Analyseverfahren
Grundsätzlich lassen sich vier Analyseverfahren unterscheiden:
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– Quantitative objektive Verfahren z.B. Fehlzeitenanalyse, Altersstrukturanalyse, Unfallstatistiken, Gesundheitsbericht der Krankenkasse
– Qualitative objektive Verfahren z.B. Gefährdungsbeurteilungen, Arbeitsplatzanalysen, arbeitsmedizinische Untersuchungen
– Quantitative subjektive Verfahren z.B. Mitarbeitendenbefragungen
– Qualitative subjektive Verfahren z.B. Gesundheitszirkel mit Mitarbeitenden und Führungskräften, Einzelinterviews
Methoden zur Analyse
In jedem Analyseverfahren gibt es unterschiedliche Methoden. Zu den gängigsten Instrumenten geben wir hier einen Überblick.
Fehlzeitenanalyse und weitere Routinedaten aus Ihrem Unternehmen oder von Kostenträgern
• Erhebung, welche Mitarbeitenden(-gruppen) wann, wie oft und wie lange abwesend sind
• Analyse der Fehlzeitendaten
• Aufschluss auf die Ursachen der Abwesenheit nicht möglich
• Arbeitsunfähigkeitsdaten der Krankenkassen können genutzt werden, allerdings kann die Gesundheit der Mitarbeitenden beeinträchtigt sein, obwohl sie weiterhin zur Arbeit kommen (Presentismus)
• Ableitung von Maßnahmen ebenfalls nicht möglich
Gefährdungsbeurteilung
• Beurteilung der mit der Arbeit verbundenen Gefährdung der Mitarbeitenden – erfüllt die gesetzlichen Vorschriften
• Festlegung, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzes erforderlich sind
• Hinweisgabe auf Belastungsschwerpunkte
• Ableitung erster Maßnahmen möglich
• Beanspruchung der Mitarbeiter/innen gering
• Rückschluss auf Zusammenhänge (Ursache <–> Wirkung) kann nicht erhoben werden
Mitarbeitendenbefragung (schriftlich oder online)
• Befragung der Mitarbeitenden (anonym) zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen
• Erstellung von Zusammenhangsanalysen
• Beteiligung der Mitarbeitenden
• Verwendung als Screeening-Instrument, um einen ersten Einblick zu bekommen und um Prioritäten zu setzen
• Erarbeitung der tatsächlichen Belastung und der daraus resultierenden Maßnahmen in den einzelnen Teams
Arbeitssituationsanalyse in Workshopform
• Mitarbeiterworkshops zur Beschreibung von Problemfeldern und Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten
• detaillierte Beschreibung der Problemfelder
• Entwicklung praxisnaher Lösungsmöglichkeiten
• hohe Akzeptanz der entwickelten Lösungen durch Beteiligung der Mitarbeitenden
• gößerer organisatorischer und zeitlicher Aufwand
Betriebliche Gesundheitsberichterstattung
Um den Gesundheitszustand einer Belegschaft angemessen abzubilden und auch die Veränderungen über eine bestimmte Zeitspanne zu erfassen, ist es nützlich, relevante Informationen in einem Gesundheitsbericht zusammenzuführen. Dabei sollten Parallelstrukturen vermieden und stattdessen unterschiedliche Berichte sinnvoll verknüpft werden. Mögliche Quellen können sein:
- – Erkenntnisse des Arbeitsschutzausschusses
– Ergebnisse von Gefährdungsbeurteilungen
– Erkenntnisse der Schwerbehindertenvertretung
– Ergebnisse betriebsärztlicher Untersuchungen
– vorhandene Messprotokolle z.B. Lärm- und Klimamessungen
– Erkenntnisse von Berufsgenossenschaften
– Gefahrstoffkataster
– Zahlen zur Fluktuation und über Fehlzeiten
– Erkenntnisse aus Betriebsbegehungen und Arbeitsplatzbeobachtungen
– Ergebnisse von Mitarbeiterbefragung
Der Gesundheitsbericht dient als Dokumentation aller Belastungen für die praktische Arbeit im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Er sollte wesentliche Erkenntnisse über die Gesundheitszustände und Belastungsschwerpunkte im Unternehmen aufweisen. Ist dies der Fall können zielgerichtet Maßnahmen zum BGM abgeleitet werden. Die betriebliche Gesundheitsberichterstattung sollte kontinuierlich weitergeführt werden. Der Gesundheitsbericht dient somit zur Dokumentation und Evaluation der eingesetzten Maßnahmen. Um welche Maßnahmen es sich dabei handeln kann, wird im Folgeartikel erklärt.
Wenn Sie sich für Betriebliches Gesundheitsmanagement interessieren, dann lesen Sie gerne mehr auf unserer Webseite um oder kontaktieren Sie uns direkt. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören!
Übersicht der BGM-Artikel
(1/5) BGM : Überblick Betriebliches Gesundheitsmanagement
(2/5) BGM : Stellenwert Gesundheit und Gründung eines Steuerkreises
(3/5) BGM : Analyseverfahren
(4/5) BGM: Festlegung und Planung der gesundheitsförderlichen Maßnahmen
(5/5) BGM: Evaluation und kontinuierliche Verbesserung
Weiterführende Literatur:
Hans-Böckler-Stiftung: Das betriebliche Gesundheitsmanagement mit seinen Instrumenten.
Hamburg: Betriebliche Gesundheitsberichterstattung.
PERSONALMANAGEMENTWISSEN ONLINE: Durch betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) 2018 die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.
Unfallkasse Berlin: Leitfaden Betriebliches Gesundheitsmanagement. In 6 Schritten zum Erfolg..
Bildernachweis:
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