Teil IV: Sie selbst.
In einer Forsa-Studie zum Thema „Büro und Arbeitswelt“ gaben 62 % der Befragten die Attraktivität des Arbeitsplatzes als Auswahlkriterium für den Job an. Aber was genau macht einen Arbeitsplatz nun „attraktiv“?
Wie gefällt es Ihnen auf Ihrer Arbeit? Haben Sie einen attraktiven Arbeitsplatz, sind Sie rundum zufrieden mit ihrer täglichen Beschäftigung in all ihren Facetten? Nein? Dann sind Sie nicht allein!
50 % der deutschen Arbeitnehmer würden ihren derzeitigen Job gerne wechseln; das ergab eine aktuelle Studie der ManPowerGroup. Ein bedenkliches Ergebnis. Vor allem die Bezahlung wird als Motiv genannt, doch die Daten lassen auch ein schlechtes Arbeitsklima erahnen: fehlende Familienfreundlichkeit, zu wenig Anerkennung der erbrachten Leistung und keine flexiblen Arbeitszeiten.
Ein Punkt, der in der Studie nicht abgefragt wird, hat jedoch ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des Arbeitsplatzes, wenn auch unterbewusst: Nämlich der Platz selbst – der Platz, an dem Sie arbeiten. Schließlich verbringen die Arbeitnehmer hier unter der Woche den Großteil ihrer Zeit; ein durchschnittlicher deutscher Büroangestellter bringt es auf rund 1390 Stunden im Jahr.
Da kommen Sie ins Spiel
In den vorherigen Teilen dieser Beitragsserie haben wir die optimalen Verhältnisse eines angenehmen und gesunden Arbeitsplatzes vorgestellt, uns um die optimale Ausstattung und Ausrichtung der Arbeitsmaterialien sowie gute Raumkonditionen gekümmert; im letzten Beitrag wurde das soziale Umfeld in den Fokus gesetzt.
Doch nicht nur das Verhalten und die Beziehung zu anderen trägt zu einem Wohlfühl-Ambiente bei – unweigerlich verknüpft mit den vorausgegangenen Teilen ist Ihre persönliche Beziehungzu Ihrem Arbeitsplatz und -umfeld.
Dass der Beruf nach Möglichkeit den eigenen Interessen entsprechen sollte und in dem die individuellen Fähigkeiten gewinnbringend sind oder idealerweise sogar gefördert werden, ist wohl überflüssig zu erwähnen. Aber jeder Job kann nerven – Stichwort: 1390 Stunden pro Jahr!
Wie Sie Ihr eigenes Wohlbefinden beeinflussen können? – Achtsamkeit ist der Schlüssel!
1. Achten Sie auf Ihren Arbeitsplatz!
-„Ordnung ist das halbe Leben… Die andere Hälfte ist Organisation!“
Tatsächlich gibt es verschiedene ArbeitstypenDie einen brauchen eine völlig freie Fläche und verstauen ihre Unterlagen akribisch in Aktenordnern und Schubladen, die anderen kleben sich einen Post-It-Zettel nach dem nächsten auf ihre umherfliegende Papierwirtschaft und stapeln die leeren Kaffeebecher zwischen wichtigen Dokumenten.
Beide Arbeitsweisen bringen Vor- und Nachteile mit sich:
Genau wie ein schlecht gestaltetes Arbeitszimmer (siehe Teil I der Serie), kann sich auch Chaos kontraproduktiv auf effizientes Arbeiten auswirken. Andererseits kann eine individuelle „Entfaltung“ auf dem Schreibtisch auch die Kreativität fördern und zu Neuem anregen. Das zeigte eine Forschungsarbeit der Universität von Minnesota. Eine ordentliche Umgebung sorge dagegen generell für gewissenhaftes Arbeiten.
Laut „Karrierebibel“ herrscht bei 83 % der Vorgesetzten jedoch eine klare Meinung zu Chaos am Arbeitsplatz: Ein unordentlicher Schreibtisch zeugt von Unprofessionalität. Und mal ehrlich: Wenn Sie als Kunde eine wichtige Dienstleistung erwarten, welchem Unternehmen würden Sie Ihr Vertrauen schenken? Dem Betrieb, in dem Ihre Akte erst in einem heillosen Durcheinander gesucht werden muss oder dem akkuraten, organisierten Betrieb, in dem Ihr Fall reibungslos bearbeitet wird?
Denn genau aus diesem Grund ist ein aufgeräumter Arbeitsplatz (mit möglichst großer Arbeitsfläche) unerlässlich: um sich zu organisieren. So wissen Sie, wo was liegt und können bei unerwarteten Ereignissen durch wenige Handgriffe agieren (z. B. mit einem kleinen Notizblock samt Stift direkt neben dem Telefon).
Manche Büros fahren (v. a. aus Gründen des Datenschutzes) eine „clean desk“-Politik. Die Umsetzung ist ganz einfach: Nutzen Sie einen Rollcontainer oder abschließbare Schränke und Regale, in denen Sie Ihre Unterlagen bei Verlassen des Schreibtischs oder Beendigung eines Projekts verstauen. Dadurch haben Sie keinen großen Zeitaufwand, glänzen mit professioneller Ausstrahlung bei Kollegen*innen, Kunden*innen und Chef*innen, sichern sich die Sympathie der Reinigungskräfte und starten garantiert auch besser in den Arbeitstag.
– Persönliche Note erlaubt
- Zählen Sie sich zu dem Arbeitstyp, der vom Chaos kreativ beflügelt wird? Sie müssen
nicht gänzlich auf persönliche Gegenstände verzichten
- oder Ihre Arbeitsweise komplett umkrempeln. Ein paar feste Erinnerungsstücke, wie ein Bild der Lieben, Postkarten oder Pflanzen auf dem Schreibtisch sind natürlich erlaubt. Mehr sogar: Sie können eine prima Motivation sein, wenn die Arbeit mal schwerer fällt und machen Sie außerdem nahbarer für Ihre Mitmenschen.
2. Achten Sie auf Ihre Gesundheit!
– Ehrenplatz: die Wasserflasche!
- Clean desk hin oder her, auf Ihrem Tisch sollte definitiv immer Wasser Platz finden. Denn viele Arbeitnehmende vergessen in der Alltagshektik das Trinken. Lieber wird als „Snack zwischendurch“ ein Stück Schoki in den Mund geschoben. Stattdessen würde meist ein Glas Wasser vollkommen ausreichen, denn die Wahrscheinlichkeit zu dehydrieren ist weitaus höher als auf der Arbeit zu verhungern.
– Lernen Sie, auf Ihr Hunger- und Durstgefühl zu hören!
1,5 l Wasser empfiehlt die DGE als täglichen Richtwert
- für Erwachsene. Darunter sollten Sie nie liegen. Als Faustregel gilt: das Körpergewicht durch den Faktor 30 teilen. Wenn Sie Sport treiben oder viel schwitzen (Fieber, körperliche Anstrengung o. Ä.) erhöht sich der Bedarf. Bei zu wenig Wasserzufuhr reagiert der Körper mit Konzentrationsproblemen und Schmerzen – sogar Rückenschmerzen können eine Folge von Dehydrierung sein, weiß der Arzt Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer. Achten Sie dementsprechend darauf, Ihrem Körper regelmäßig Flüssigkeit zuzuführen.
- Zuckerhaltige Softdrinks wie Fanta oder Cola sind hierbei nicht in die „Wasserzufuhr“ einzurechnen.
Außerdem hilft eine Auseinandersetzung mit der täglichen Nahrung, sich dieser bewusst zu werden und sich auch wieder dem natürlichen Sättigungsgefühl anzunähern. Heutzutage bestimmen unsere Mahlzeiten v. a. Routinen und Rituale. Fragen Sie sich bei der nächsten Stress-Schokolade – Haben Sie Hunger – oder ist es nur Durst oder eine Übersprunghandlung?
Auch hier gibt es verschiedene Essenstypen: Die einen können riesige Mengen am Stück verschlingen, benötigen dafür aber nur zwei Mahlzeiten am Tag, während andere lieber kleine Portionen und dafür häufiger am Tag essen. Gehören Sie zum zweiten Typ? Dann lagern Sie an Ihrem Arbeitsplatz kleine gesunde Zwischenmahlzeiten: Obst, naturbelassene Nüsse oder ein Energieriegel (Zutatenliste beachten), ein Quark oder Gemüsesticks eignen sich hervorragend fürs Büro.
Wenn Sie Ihre Snacks außerdem in der Küche, weg von Ihrem Schreibtisch aufbewahren, haben Sie zusätzlich Bewegung in Ihren Arbeitsalltag integriert. Denn:
– Jeder Gang macht schlank!
- Treppe statt Lift, persönliche statt telefonische Gespräche mit den Kolleg*innen führen und auch in der Freizeit Sport einplanen. Hierbei empfiehlt sich ein Mix aus Ausdauer- und Krafteinheiten. Denn Muskeln verbrennen Fett, während Cardiotraining Ihr Herz-Kreislauf-System fit hält.
- Sitzen Sie trotzdem (zu) viel bei Ihrer Arbeit? Planen Sie sich kleine Mobilitätspausen ein: aktives Stretching und Positionswechsel wirken wahre Wunder.
3. Achten Sie auf Ihre Körpermitte!
- Nicht nur in Gefühlsdingen und, wie oben ausgeführt, Fragen zum Sättigungs-, Hunger oder Durstgefühl lohnt es sich, auf Ihren Bauch zu hören.
- Auch im Alltag sollten Sie öfters darauf achten, eine gerade Haltung einzunehmen: Rücken gerade und aufrecht, Bauch fest Richtung Wirbelsäule gezogen. So stabilisieren Sie Ihren Rumpf und beugen Rückenschmerzen vor. Eine krumme Körperhaltung drückt die Gefäße ab, was die Atmung beeinträchtigt.
4. Achten Sie auf sich!
- Genug der Disziplin. Seien Sie nett zu sich. Das fängt mit der
richtigen Regeneration
- an. Im Schlaf werden sämtliche Zellen erneuert und repariert, Eindrücke und Informationen verarbeitet und gespeichert. Also gönnen Sie Ihrem Körper – auch in stressigen Phasen – sieben bis acht Stunden
Schlaf
- . Zum Einschlafen können Meditationen und Entspannungsübungen helfen. So starten Sie leistungsfähiger und konzentrierter in den Tag.
Wenn Sie durch Ihre hervorragende Arbeit kleine Erfolge verbuchen können – Ihr Jahresziel frühzeitig erreicht, ein wichtiges Projekt an Land gezogen oder einen großen Neukunden gewonnen haben – dürfen Sie ruhig stolz sein. Und sich etwas gönnen.
Formulieren Sie vorab für kräftezehrende Etappenziele eine Belohnung, die Sie sich bei erfolgreichem Abschluss selbst schenken. Das kann eine Massage, ein neues Computerspiel oder ein neues Kleidungsstück sein. Sie haben es sich schließlich selbst erarbeitet!
Achtsam durch den Arbeitsalltag – erst, wenn Sie selbst mit sich im Reinen sind, funktionierts auch mit dem Umfeld – ob gestalterisch oder menschlich.
Na, wie ist es um Ihren Arbeitsplatz bestellt? Sind Sie in sämtlichen Bereichen gut aufgestellt? Wir hoffen, wir konnten Ihnen mit unserer vierteiligen Serie helfen, damit Sie sich „Rundum Wohlfühlen am Arbeitsplatz“!
Wenn Sie noch weitere Fragen rund um die Betriebliche Gesundheit, BGM, BGF, Arbeitsschutz, psychische Belastungen, Prävention o. Ä. haben, besuchen Sie gerne unsere Website oder nehmen Sie direkt Kontakt mit uns auf.
Übersicht der Artikel zur Einführung in die ergonomische Arbeitswelt
(1/4) Die optimale Ausstattung und Ausrichtung der Arbeitsmittel
(2/4) Gute Raumkonditionen
(3/4) Soziales Umfeld
(4/4) Sie selbst
Weiterführende Literatur:
ManPowerGroup Studie: Bevölkerungsbefragung
Jobzufriedenheit 2018.
ManPowerGroup Webseite: Studie Jobunzufriedenheit.
karriere bibel: Diverses „karriere bibel“.
Digitaler Mittelstand: Arbeitsplatz einrichten – so fühlen Sie sich wohl.
Stern: Feelgood Management – Professionelles Wohlfühlen am Arbeitsplatz.
KARRIERE GURU: Tipps zur Büroeinrichtung.
ONLINE Focus: Experten streiten über die 2-Liter-Regel: So viel sollten Sie wirklich trinken.
gesundheit.de: Schlaf – Grundbedürfnis und Lebenselixier.
Bildernachweis:
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