New-Work – New BGM?
Jede:r hat eine unterschiedliche Einstellung zum Thema New-Work, doch jetzt hat die Pandemie „plötzlich“ auch Homeoffice-Skeptiker:innen gezwungen, neue Modelle der Arbeit zu testen. Wohlgemerkt unter erschwerten Bedingungen wie Homeschooling, langsamem Internet und Laptop-Engpässen. Mittlerweile läuft der Test schon recht lange und, um es mit dem Unwort des Jahres 2010 auszudrücken, alternativlos.
Doch wie wird man Arbeit nach Corona gestalten? Mieten alle ihre Büroflächen ab und verlagern den Büroarbeitsplatz nach Hause? Kehren die meisten Mitarbeiter:innen wieder an den Büroarbeitsplatz zurück oder gibt es flexible Modelle mit Minimal- und Maximal-Präsenzzeiten im Office? Wahrscheinlich wird es mangels der objektiven Messbarkeit der Effizienz im Homeoffice von der subjektiven Wahrnehmung der Führungskräfte abhängen, wie man die anstehende Herausforderung oder vielleicht auch Diskussion dazu löst.
Gesundheitsmanagement in Zeiten der Distanz
Vielerorts lag in den letzten Monaten das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) brach. Es war einfach nicht auf dezentrales Arbeiten ausgelegt. An anderer Stelle war es nicht umsetzbar, weil Mitarbeitende in Kurzarbeit waren, oder BGM-Projekte wurden aus Gründen der Kostenersparnis on-hold gesetzt. Auch der eine oder andere BGM- oder BGF-Dienstleister wollte keine vorübergehende Lösung anbieten, weil diese seinem Qualitätsanspruch nicht gerecht wurde, wie bspw. im Bereich der Ergonomie.
Doch gerade im „Mobile Office“, ohne den liebgewonnenen höhenverstellbaren Schreibtisch, den perfekten Stuhl und zahlreiche gesundheitsfördernde Maßnahmen, hätten sich viele Mitarbeitende eine Ergonomieberatung oder Tipps gewünscht, wie sie Ihre Bedingungen verbessern können. Auch einige von uns hätten wahrscheinlich nicht gedacht, dass wir so lange Spielball der Pandemie sein würden und haben sich daher nur wenig Gedanken um BGM-Zwischenlösungen gemacht, die es bei rückblickender Betrachtung dringend gebraucht hätte.
Ebenfalls rückblickend wird klar: Das BGM hätte schon früher von digitalen Angeboten profitieren können. Dennoch ist es mit Blick auf Teilnehmendenquoten und Team-Gedanken ein Thema von Menschen für Menschen, das kaum ohne persönliche Ansprache und Motivation auskommt, ganz unabhängig davon, wo sich der Arbeitsplatz befindet – ob zu Hause, im Fahrzeug, der Produktion oder im Büro.
Potenzial und Rahmenbedingungen von BGM
Bereits vor Corona waren zunehmend auch kleine und mittelständische Betriebe auf dem Weg, ein Betriebliches Gesundheitsmanagement aufzubauen. Die Zeit des Stillstandes, ohne betriebliche Gesundheitsangebote sowie geschlossener Fitnessclubs und Schwimmbäder im privaten Bereich, bieten sicherlich in der Zeit nach Corona noch mehr Potenzial für Verbesserungen des Gesundheitszustandes der Mitarbeiter:innen durch ein BGM. Erste Ergebnisse aus Mitarbeitendenbefragungen und Checkups werden hier in den nächsten Monaten Aufschluss geben.
Fachkräfte als Unternehmenskapital
Beim Aufbau und der Umsetzung eines BGM ist es besonders wichtig, die fachliche Expertise an Bord zu haben. Hierbei unterstützen vielfältige Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die eine solide Basis für den Aufbau betriebsinterner Ressourcen zu überschaubaren Kosten bieten. Die Qualifikation interner Fachkräfte erfreut sich reger Nachfrage und der Zugang ist nicht ausschließlich auf die klassischen Werdegänge beschränkt, sondern eröffnet auch Personengruppen abseits des Personalressorts oder aus den Bereichen der Sportwissenschaften und Physiotherapie den Weg ins BGM.
Aufgrund der Vielfältigkeit des Themengebiets müssen BGM-Fachkräfte viele Disziplinen in Personalunion vereinen und u. a. Know-how zu Gesundheit, Management, Organisationstalent und Kommunikationsstärke mitbringen. Vieles andere zu BGM oder betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) können sich künftige Fachkräfte oder auch Multiplikator:innen aneignen. Dafür gibt es zahlreiche Angebote im Präsenz- und Fernunterricht sowie auf Fort-, Weiterbildungs-, oder auch Hochschulniveau.
Welche Ausbildung für interne Fachkräfte?
Welche Qualifikation passt, muss jeder Betrieb für sich entscheiden. Neben Bildungsanbietern mit internen Abschlüssen gibt es auch Kooperationsangebote mit Industrie- und Handelskammern. Eine weitere Möglichkeit ist die Einstellungen von dualen Studierenden, die ihre ersten beruflichen Erfahrungen parallel zum Studium im Betrieb erlangen. Wichtig ist dabei, dass BGM in ausreichendem Umfang im Studium behandelt wird und vielleicht auch bereits erste Berufserfahrung in diesem Bereich besteht.
In der Regel dauert die Ausbildung zum/zur BGM-Manager:in mehrere Monate, die Ausbildung zum/zur BGM-Multiplikator:in jedoch nur wenige Tage. Dabei werden ausgewählte Mitarbeiter:innen, i.d.R. mit Gesundheitsaffinität und gutem Draht zu den Kolleg:innen, geschult, das BGM-Konzept in ihre Abteilungen hereinzutragen und Kolleg:innen zu motivieren, an Gesundheitsangeboten teilzunehmen. Multiplikator:innen agieren somit als verlängerter Arm eines/einer internen oder externen BGM-Manager:in: sie leiten auch eine bewegte Pause an und motivieren zur Teilnahme, vor Ort oder digital.
Die steigende Zahl von Weiterbildungen und Hochschulstudiengängen macht eine Einordnung der Qualität von Mitarbeitenden für BGM anhand der erlangten Qualifikation sehr schwierig. Für mehr Transparenz setzt sich der Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement e.V. (BBGM) ein. Auch externe BGM-Dienstleister, wie die VisionGesund GmbH, helfen Betrieben dabei, die richtigen Mitarbeitenden als Multiplikator:innen zu identifizieren oder auch auszubilden. Darüber hinaus unterstützt die VisionGesund GmbH durch Lehrtätigkeiten seiner Mitarbeiter:innen auch renommierte Schulungsanbieter, wie das IST-Studieninstitut.
Das IST bietet per Fernstudium zahlreiche BGM-Qualifikationen von der berufsbegleitenden fünfmonatigen Weiterbildung bis zum Master-Studium. Neben Leistungen aus dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement, sind hier auch Module zur Bewegung, Ernährung und Entspannung im Angebot. Darüber hinaus gibt es Qualifikationen, die es Absolvent:innen und Betrieben ermöglichen, präventive Maßnahmen mit den Leistungsträgern, wie bspw. Krankenkassen abzurechnen.
BGM in der Praxis
Erfolgreiches BGM bedingt umfangreiche Investitionen in erforderliches Personal in Form interner Mitarbeiter:innen oder externer Dienstleister. In der betrieblichen Praxis ist jedoch immer wieder festzustellen, dass handelnde Akteur:innen nicht spezifisch qualifiziert sind oder BGM nicht als Kerngeschäft betreiben – so ist auch nur in jeder sechsten Organisation eine Vollzeitstelle vorgesehen (Techniker Krankenkasse, 2017).
Eine BGM-Vollzeitstelle ist keine generelle Notwendigkeit zur Umsetzung eines erfolgreichen BGM. Das personelle Erfordernis ist individuell von Betrieb zu Betrieb und in Abhängigkeit von Unternehmensgröße und Strukturen zu sehen. Der Aufbau von Fachkompetenzen im eigenen Betrieb ist jedoch eine erforderliche Voraussetzung zur erfolgreichen Implementierung von BGM – nicht zuletzt, um auch externen Berater:innen eine:n oder auch mehrere Ansprechpartner:innen sowie Multiplikatoren zu bieten, die die hervorragend ausgearbeiteten Konzepte in der Praxis umsetzen und Kolleg:innen zur Teilnahme an Maßnahmen motivieren.
Weitere Infos zu den Qualifikationen der IST-Hochschule für Management finden Sie unter www.ist-hochschule.de.
Zum Autor:
Diplom-Sportwissenschaftler (Schwerpunkt Ökonomie & Management) Simon Kellerhoff, geb. in 1983 und wohnhaft in Köln, ist seit 2010 als Vertriebs- und Marketingleiter für den Fachbereich Gesundheit & Wellness beim IST-Studieninstitut und der IST-Hochschule für Management mit Hauptsitz in Düsseldorf tätig.
Er verantwortet unter anderem die Weiterbildungen und Studiengänge im BGM-Kontext, zu denen auch die berufsbegleitende Weiterbildung Betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK) zählt, die das IST seit 2012 im Portfolio führt. Zudem vertritt er das IST regelmäßig bei Verbänden, wie dem BBGM e.V., in Netzwerken, auf Messen sowie im BGM-Prüfungsausschuss der IHK Düsseldorf.
Weiterführende Literatur:
Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement e.V. (BBGM) (2017): Aus- und Weiterbildung.
Techniker Krankenkasse (TK) (2017): „#whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt“ (Abrufdatum: 05.11.2017).