Fasten als Religion und Lebensstil
Jetzt ist Karneval vorüber. Und der Körper schreit nach Entgiftung! – Am Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit. 40 Tage Verzicht, nach dem Vorbild Jesus in der Wüste, bis zur Osterzeit. Auch in anderen Religionen ist das Fasten ein fester Brauch. Im Vordergrund steht die Besinnung auf das Wesentliche: Klarheit schaffen, Dankbarkeit empfinden, bewusster wahrnehmen und leben.
Unsere Vorfahren fasteten in der Jäger- und Sammlerkultur ebenfalls zwangsläufig: War Nahrung verfügbar, wurde ausgiebig gespeist, für Nachschub war Bewegung nötig. Heute sieht das anders aus: Mit dem Fahrstuhl zum Auto und mit dem Auto zum nächsten Fast Food-Restaurant, in dem Kalorien in Massen bereitliegen. Oder man ruft einfach vom Sofa aus den nächsten Lieferservice. Essen ist in unserer Gesellschaft 24/7 ohne großen Aufwand verfügbar.
Verzicht ist also die Gegenbewegung zum alltäglichen Leben. Ein aktueller Ernährungstrend ist passenderweise das Intervallfasten: 8 Stunden essen, 16 Stunden Fasten, d.h. nur ungesüßte Getränke konsumieren. Der Zeitrahmen ist dabei flexibel wählbar. Viele Praktizierende erhoffen sich so, ein paar Fettpolster loszuwerden. Doch das sollte nicht das oberste Ziel sein!
Rund 70 % der Befragten gaben zur diesjährigen Fastenzeit an, am ehesten auf Alkohol und/oder Süßigkeiten zu verzichten.
Durch Fasten zu mehr Achtsamkeit
Egal, ob Sie auf bestimmte Genussmittel verzichten, Ihrem Darm regelmäßige Pausen gönnen oder Ihre Zeit am Handy reduzieren, alle Arten des Fastens haben eines gemeinsam:
Was bedeutet das?
1. Bewusster wahrnehmen
Reduzieren Sie beispielsweise Ihren Zuckerkonsum, passt sich auch Ihr Geschmack an. Ihre Sinne werden geschärft; die Süße des Obsts noch intensiver. Durch den Verzicht erleben Sie Ihre Zeit aufmerksamer.
2. Bewusster entscheiden
Dadurch treffen Sie auch Ihre Entscheidungen nicht mehr routiniert, sondern können mit alten Gewohnheiten brechen. Der obligatorische Schokoriegel nach dem Aufstehen oder vor dem Zubettgehen – brauchen Sie ihn wirklich? Durch die selbst auferlegte „Regel“ nehmen Sie sich Zeit, Ihre Entscheidungen zu überdenken.
3. Bewusster leben
Studien belegen immer wieder: Wir sind nicht für Multitasking gemacht. Erledigen Sie Dinge parallel – Arbeiten am Laptop und Essen – schaltet sich zwangsläufig der Autopilot ein: Wir stopfen unser Essen in uns hinein, ohne es zu genießen oder wahrzunehmen. Ein befriedigendes Sättigungsgefühl stellt sich nicht ein.
Das Wesentliche muss dabei keinen religiösen Hintergrund haben; vielmehr sollen Sie bewusst leben und sich selbst in Ihrem alltäglichen Verhalten reflektieren. Nur so können Sie Gewohnheiten aufdecken und auflösen.
Weniger ist manchmal mehr – oder wie schon der Mediziner Hippokrates 400 v. Christus schrieb:
„Heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.“
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine angenehme Fastenzeit zu mehr Leichtigkeit, Gesundheit & Bewusstsein.
Ihr Team VisionGesund.
Weiterführende Literatur:
Statista: Worauf würden Sie in der Fastenzeit am ehesten verzichten?.
Focus: Das Versprechen der fast leeren Teller.
Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e.V.: Fasten ist mehr als nichts essen.
NDR: Fasten: Mehr als eine Diät.
DGE: Heilfasten.
Planet Wissen: Ist Fasten gesund?.
Spiegel: Entspannt im Hier und Jetzt.
GEO: Verzichten heilt: Warum Fasten so gesund ist..
Bildernachweis:
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