Homeoffice oder Präsenzpflicht?

In einer zunehmend digitalen Arbeitswelt stellt sich die Frage, wie sich Homeoffice und Präsenzarbeit auf die Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken. Eine aktuelle Studie der Universität Konstanz beleuchtet genau dieses Thema und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Homeoffice scheint gesünder zu sein.

Die Konstanzer Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass Angestellte, die im Homeoffice arbeiten, weniger über gesundheitliche Probleme klagen als ihre Kolleg:innen im Büro. Diese Erkenntnis basiert auf einer umfassenden Untersuchung, bei der rund 1.000 Personen befragt wurden, etwa die Hälfte davon in Führungspositionen. Ein zentrales Ergebnis der Studie: 22 Prozent der Unternehmen haben wieder eine Präsenzpflicht eingeführt, doch diese Maßnahme scheint eher negative gesundheitliche Folgen zu haben.

Gesundheitliche Vorteile des Homeoffice

Mitarbeiter:innen im Homeoffice berichteten seltener von Belastungs- und Erschöpfungssymptomen. Dies könnte daran liegen, dass die flexible Gestaltung des Arbeitsalltags im Homeoffice zu einem besseren Ausgleich zwischen Beruf und Privatleben führt. Ohne den täglichen Arbeitsweg bleibt mehr Zeit für Erholung und persönliche Interessen, was sich positiv auf das Wohlbefinden auswirkt.

Die Kehrseite der Präsenzpflicht

Im Gegensatz dazu klagen Angestellte, die zur Präsenzarbeit zurückgekehrt sind, häufiger über gesundheitliche Beschwerden. Dies reicht von körperlichen Beschwerden, die durch längeres Sitzen und fehlende Bewegung im Büroalltag entstehen, bis hin zu psychischen Belastungen wie Stress und Erschöpfung. Laut Studienautor Florian Kunze konnte durch die Wiedereinführung der Präsenzpflicht keine signifikante Leistungssteigerung festgestellt werden. Diese Erkenntnis sollte Unternehmen dazu anregen, ihre Rückkehrpläne kritisch zu überprüfen.

    Macht eine Büropflicht ein Unternehmen produktiver?

    Nicht nur die Studie aus Konstanz, sondern auch eine Untersuchung der Katz Graduate School of Business an der Universität Pittsburgh stützt diese Beobachtungen. Die Forschenden analysierten die Auswirkungen der Wiedereinführung der Büropflicht in 137 Unternehmen des US-Aktienindex S&P 500. Ihr Fazit: Eine verpflichtende Rückkehr ins Büro bewirkt keine Leistungssteigerung. Weder der finanzielle Erfolg noch der Unternehmenswert veränderten sich signifikant. Interessanterweise zeigen die Forschenden auf, dass die Rückkehr ins Büro oft mehr mit dem Wunsch der Führungskräfte zu tun hat, Kontrolle über ihre Mitarbeitenden zurückzuerlangen, als mit einer tatsächlichen Steigerung der Produktivität. Zudem führte die Büropflicht zu sinkender Mitarbeiter:innenzufriedenheit.

      Studienergebnisse zu High Performern und Frauen

      Eine weitere Studie aus den USA zeigt, dass besonders High Performer und Frauen tendenziell eher das Unternehmen verlassen, wenn es strikte Regeln zur Rückkehr ins Büro gibt. Die Bereitschaft, in einem Unternehmen zu bleiben, sinkt, wenn der Arbeitgeber die Rückkehr ins Büro fordert. Bei den High Performern deutet dies auf ein geringes Vertrauen und starke Kontrolle hin. Zudem berichteten elf Prozent der befragten Frauen, dass sie weniger bereit seien, im Unternehmen zu bleiben, wenn sie ins Büro zurückkehren müssen. Sie verbinden das Homeoffice mit mehr Flexibilität in Bezug auf die Familie und geringeren Betreuungskosten für Kinder.

        Warnung vor zu strengen Maßnahmen

        Caitlin Duffy, HR-Expertin von Gartner, warnt daher vor zu strikten Maßnahmen. Diese „können sehr hohe Kosten für die Gewinnung und Bindung von Talenten verursachen“. Dies gelte „insbesondere für Leistungsträger, Frauen und Millennials – drei Mitarbeiter:innengruppen, die großen Wert auf Flexibilität legen.“ Und sie sagt: „Oft überwiegen diese Kosten bei weitem den moderaten Nutzen für das Engagement und den Einsatz der Mitarbeitenden“

          Hybrides Arbeiten als Lösungsansatz?

          Die Herausforderung für Unternehmen besteht nun darin, diese unterschiedlichen Vorstellungen zu vereinen, ohne dass es zu Konflikten kommt. Ein hybrides Arbeitsmodell, das die Vorteile von Homeoffice und Präsenzarbeit kombiniert, könnte hier eine Lösung bieten. Der Gallup Index hebt ebenfalls die Bedeutung flexibler Arbeitsmodelle hervor, um die Mitarbeiter:innenzufriedenheit und -bindung zu fördern. Durch flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, sowohl von zu Hause als auch im Büro zu arbeiten, können Unternehmen die Zufriedenheit und Gesundheit ihrer Mitarbeitenden steigern.

            Fazit:

            Die Studien der Universität Konstanz, der Universität Pittsburgh und weitere Erhebungen liefern wertvolle Erkenntnisse zur Diskussion um Homeoffice und Präsenzarbeit. Unternehmen sollten diese Ergebnisse berücksichtigen und flexible, gesundheitsfördernde Arbeitsmodelle entwickeln. Ein ausgewogener Ansatz, der die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ernst nimmt, könnte langfristig nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Produktivität und Zufriedenheit der Belegschaft steigern.

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              Bleiben Sie produktiv und bleiben Sie gesund!

              Ihr Team VisionGesund.







              Weiterführende Literatur:

              SWR aktuell: Konstanzer Studie: Homeoffice ist gesünder als Arbeiten im Büro

              Universität Konstanz: Präsenzpflicht am Arbeitsplatz

              Harvard Buisness Manager: Eine Büropflicht macht ihr Unternehmen nicht produktiver

              SSRN: Study: Return-to-Office Mandate

              Gartner: Gartner HR Research Finds High-Performers, Women, Millennials Are Greatest Flight Risks When Strict Return to Office Mandates Are Implemented

               

              Bildernachweis:

              Urheber*in: Lum3n / Pexels